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BYND

Konstantin Arnold

DAHEIM I

DAHEIM I

Ich habe noch nie nach dem Aufwachen geraucht. Vor allem anderen, was man morgens so macht. Scheißen, Schreiben oder sich Erhängen. Die ersten Tage nach einer Trennung sind fürchterlich hart. Man raucht gleich nach dem Aufwachen, vor allem anderen, was man morgens so macht. Man liegt im luftleeren grauen Raum seines vergangenen Lebens und sieht ins Nichts und sieht wie es ist. Sieht wahrscheinlich aus, wie ein aufgescheuchtes Tier, das aus einem brennenden Wald durchs Glas guckt oder der Melancholiker von Munch oder ein paar blaue Frauen, die Picasso gemalt hat. Tränen steigen in einem auf, wie Hochwasser und man versucht sich bis zum Abend, vor Frauen und Alkohol zu retten. Anders als auf Lovis Corinths Selbstbildnis mit Wein gehen die Nächte nicht. Klar raucht man zu viel, aber manchmal bleibt einem nichts anders übrig, als zu viel zu rauchen. Selbst Senhora Maria, die Besitzerin des Café Benard hat mir einen Aschenbecher hingestellt, in so einer Situation, wie sie dann sagt. Sie sagt so mit drei o und Situation, als hätte sie noch keine davon gehabt. Ich lebe von Zufällen, aus Koffern, auf Straßen, von Pension zu Pension, Freund zu Freund, Viertel zu Viertel. Für die Zeit seines Aufenthalts wird man zum Mitbürger einer Straße, eines Viertels, einer Idee, erfährt von den Leuten an der Theke alles, was man über diesen oder jenen Ort weiß, die besten Restaurants, den neusten Tratsch. Mehr kann man eigentlich gar nicht in Lissabon sein. Man hat all die Gelegenheiten von der Welt, um an all den Orten in all den verschiedenen Vierteln zu sein, anstatt nur in Räumen. Wir sind ohnehin zu viel in Räumen, ohne uns von den Gelegenheiten in Anspruch nehmen zu lassen. Dabei ist es einfacher draußen traurig zu sein. Drinnen muss Raum und Zeit zusammenkommen, draußen nur Zeit. Es ist dann immer noch ein Unglück, aber es ist nur ein Unglück, bis nichts mehr um einen besteht und wenn nichts mehr um einen besteht, ist es nicht mehr so unglücklich, weil es nichts mehr gibt, mit dem man es vergleichen könnte. Die Erschöpfung beginnt. Der Aufstieg. Zur Sonne Ikarus, zur Sonne. Morgens esse ich Bifanas mit Zè und mittags mit Jorge, dem Schuhputzer. Manchmal kommt Carlos vom Zeitungskiosk noch vorbei. Nach dem Mittag arbeite ich im Benard, wenn ich nach dem Mittag noch arbeiten kann. Arbeit ist zum Arbeiten zu kommen, der Rest ist nur Schreiben. Jorge meint, es wäre ganz einfach, wenn es mit der einen Namorada nicht klappt, soll ich mir eine andere suchen. Er hätte das schon eine Weile gedacht, aber nie gesagt, weil man sowas nicht sagen kann, sondern im Geheimen nach Alternativen sucht, die er in Form einer Schuhverkäuferin gefunden hätte, die in der Nähe arbeitet. Carlos vom Zeitungsladen sagt das auch, genauso wie Maria, die Schneiderin und die Fleischerjungs haben es sowieso schon immer gesagt, weil die mit allen Frauen flirten, die bei ihnen Gehacktes kaufen. Vielleicht ist es immer gut, ein bisschen miteinander schlafen zu wollen. Ein bisschen mit der Apothekerin, ein bisschen mit der Frau seines Freundes. Es macht die Leute schöner. Zwischendurch besinnt man sich, sieht die Flecken, denkt doch, geht doch, es konnte kein Weiterso geben, von einer Geschichte zur nächsten, immer nur funktionieren und eigentlich nur noch in Geschichten leben, um zu verarzten, was es in Echt nicht mehr gibt. Man dachte Liebe ist eben so, ist Arbeit, Schmerz, hat den Druck als atmosphärischen empfunden, weil man sonst doch auch alles bereut, als ganz gemeiner christlicher Abendländer mit archetypischen Schuldgefühlen. Eine noble Geste, die jede Liebe tötet. Man will sich das alles natürlich nicht eingestehen. Tut alles mögliche, nur um nicht das nötige zu tun. Meldet sich im Fitnessstudio an, hört auf Käse zu essen, macht Ayurveda, fliegt nach Paris, redet sich ein, dass man, seitdem man keinen Käse mehr frisst, viel besser schläft und fängt an, DiCaprio zu hassen. Man steht am Scheideweg des Lebens. Manche hören ihre innere Stimme dann ganz klar. Sie gehen dem nach, was sie hören, oder sie werden verrückt. Andere werden auch verrückt, aber tun, als ob sie die nicht hören, weil es genug gibt, die das auch tun, beigeben aus Bequemlichkeit und Welt. Der eine Weg ist kahl und Schmerz, hart und ins ungewisse, der andere ein Versuch zu erhalten, was es vielleicht nicht mehr gibt. Er führt auf jeden Fall Samstags an Mittagstische mit anderen Paaren, die den gleichen Weg gehen, ohne das jemand dazu kommt, den man nicht seit seinem zehnten Lebensjahr kennt. Nur das der erste wieder mit den Weibern in die Bars führt, will man vermeiden. Schriftsteller müssen in einer festen Bindung sein, habe ich gelesen, sonst verlieren sich und dann blinkt der Cursor, wie ein Herz schlägt eigentlich, trotz dem vielen Rauchen. Wir haben dafür zwei schöne Balkone, die wir bald nicht mehr haben. Vielleicht kann ich dann nie wieder schreiben oder oder nur noch wie Schirach. Mögen sie Regen? Der Typ ist klatschnass. Vielleicht habe ich unter der Liebe wie Thomas Mann unterm Schwulsein geschrieben. Manche meiner Geschichten fallen wie welke Blätter von den Wänden, nur dass die im freien Fallen noch spannender sind. Aber selbst wenn sie schlecht sind, ist das gut, wie mit Wein, weil so eben die Jahre waren und das mehr sagt, als wenns sie gut gewesen wäre. Schreiben ist ohne die Liebe, Regen, Gutschreiben und Schwulsein schon schwer, ohne Rauchen, eine lieben, ohne die anderen und schauen, von wo man so baumeln kann, unmöglich. Man braucht seine Gedanken morgens aber nicht so ernst nehmen. Man denkt sowieso immer das Gegenteil von dem was man denkt und versucht sich den Tag lang zu beweisen, dass alles doch nicht so ist, sobald sich die ganze, große Ablenkung in Gang gesetzt hat und die Relationen einrasten und mans zur Erinnerungen erklärt und sagt, so, ja so muss diese Zeit gewesen sein, unvergesslich und prägend. Eine Zeit, die es gar nicht mehr gibt, bis man sie nochmal schafft und sie ist: Immer die gleiche Geschichte. Boy meets Girl, they Fall in Love. And then? […]

[…]

 

ANFÄNGER

ANFÄNGER

Ich kann meine Erfahrungen nicht mehr auseinanderhalten, sie Menschen und Momenten zu ordnen. Zeit und Ort mit Erlebtem versehen, wie bei einem Dokument, das in Erinnerungen abgeheftet wird oder als kleines privates Abenteuer, das nie gesagt, aber geschrieben wurde. Man kann die Dinge nicht einfach so schreiben, selbst auf Bildern verschwimmen sie, greifen von der Stadt einer Erfahrung in die nächste über. Und wenn man sie dann schreibt, um den Menschen davon zu berichten und sie von einander fern zu halten, kann man sie nicht schreiben, ohne emotionales Zeug dran, mit dem sich die Leute selber infizieren, die das lesen. Sowas wie Tod, kennt jeder oder hat zumindest schon mal davon gehört, wie man von einer Fernreise hört, die jemand macht, den man gut kennt und das Gefühl auslöst, selbst am Balkonfenster dieses Hotels zu stehen und in die heißen Straßen zu blicken, obwohl man hiergeblieben ist. Sind ja schon dümmere vor uns gestorben. Aber keine Angst, die Mission hält uns am Leben. Vom allgemeinen zum speziellen bedeutet das: Die guten Zeiten bringen uns um. Wir sind am Ende dieser Geschichte so fertig, dass wir zehn Stunden schlafen und immer noch fertig sind. Die Tage hatten nie genug Stunden und die Nächte waren kurz. Wir wollten ja ins Bett, aber natürlich raucht und trinkt man noch einen mit, stirbt ein bisschen mehr, besonders, wenn man selbst der Grund fürs Trinken ist. Ich glaube, ich kann meine Leber fühlen, weiß jetzt genau wo sie sitzt. Aber vielleicht ist das gar nicht die Leber, das wäre schön. Mein Problem? Ich kann keine Mahlzeiten mit Menschen zu mir nehmen, die mir was bedeuten, ohne Wein. Sie wollen, dass wir trinken und sie wollen, dass wir rauchen, ohne rauchen und trinken zu müssen. Eine, und noch eine, einen nach dem anderen, weiter, immer weiter, mehr und mehr, immer leichter wird es schwer, so wie bei Stierkämpfern, die sich immer näher an den Tod heranwagen müssen, weil sich die Menschen einfach an alles gewöhnen, an das Schlechte, und auch an das Gute, daran, dass man fressen kann, ohne fett zu werden, dem Tod von der Schippe springt. Haben wir das Spiel zu weit getrieben? Die Verzeihung der Jugend verzockt? Intensität und Genuss, ohne die Gefahr eines drohenden Krieges. Gar kein schlechter Organismus, ich weiß, bin Zeuge meiner eigenen Empfängnis geworden. Man darf das nicht tun, nur weil es ein Klischee ist, aber man darf das auch nicht nicht tun, nur weil es eins ist. Man trinkt und raucht nicht auf seiner Lesung, um einem Ideal näher zu kommen oder einer Geschichte, die man selbst von sich geschrieben hat, sondern um sich festzuhalten, wie an einem Geländer. In Wien werden Legenden so Wirklichkeit, in Paris ist das umgedreht und in Zürich hat es nie Legenden gegeben. Man steht da, verabschiedet sich und jeder geht in seine Stadt. Die Ländergrenzen verschwimmen zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Wo fängt das eine an, wo hört das andere auf und hört das eine überhaupt auf oder fängt das andere nur an? Siehst du, wir können ja nicht mal vom selben Land reden, wenn wir vom gleichen sprechen. Vier Flüge, acht Züge und weiß ich wie viele Taxifahrten später. Wo ist eigentlich mein Handy? Wenn man in drei Wochen drei Opernhäuser sieht, macht das was mit einem. Die kleineren Städte und München gar nicht mitgezählt. Die Münchner Oper wäre in Paris oder Wien ein Schuppen, in den man Dinge stellt, die man nicht braucht, aber auch nicht entsorgen kann, weil man sie von einem Arschloch bekommen hat, das das ganz genau wusste. Ach es war doch ein sorgloser Sommer. Wir fickten, als ob es keine Kinder gäbe. Fuhren von Stadt zu Stadt, Freunden zu Freunden, und den Freunden, zu denen wir fuhren, waren die Freunde, von denen wir kamen, total egal. Wir sprachen Englisch in vielen verschiedenen Sprachen und wie die Leute mit uns Englisch sprachen, verriet uns viel über die Sprache, in der sie es sprechen konnten. Wir wohnten in guten Hotels, besuchten Museen, liefen durch Parks, saßen in Cafés, standen an Kästners Grab und wollten Wein draufkippen, hatten aber keinen dabei. Wir waren jung und frei und froh, bis auf die Probleme der Vorstellungskraft, die wir uns selber machten. Richtige Probleme hatten wir nicht, obwohl die nie so schlimm gewesen wären, wie die, die wir uns selber machten […]

HANNA

Allein in einer fremden Bar. Zwischen Tanzfläche und Theke erfindet sich die Königsdisziplin für junge Männer, die zu viele alte Mickey Rourke Filme gesehen haben. Die gerne maximales von der eigenen Freiheit fordern. Im schwarzen Mantel ohne zu schwitzen. Unter Blickkontakt die eigene Gesellschaft genießen. Feuer zwischen Frau und Mann, die heute Nacht selbst entscheiden können, wer sie eigentlich gerne sein möchten. Geheimnisvoll und für die Entlastung gerne auch angelehnt. Hauptsache nicht tanzend. Jedenfalls noch nicht. Nur durch Gin Tonic beschäftigt, aber zu zufrieden für einsam. So viel zur Aura und der vollsten Perfektion in jedem Zug meiner Zigarette. Die Musik wirkt einladend ohne aufzufordern und dieses braunhaarige Mädchen hat gerade wieder hierher geschaut. Ihre Bewegungen sind ehrlich und unbeobachtet. Klares Gesicht, markante Augenbrauen. Vielleicht Anfang Zwanzig. Durch ihre vollen Lippen erzählt sie gerade ihrer Freundin, dass hinter ihr ein Typ steht, der sie die ganze Zeit anschaut. Lächelt, wenn sie lächelt. Lacht, wenn es zum Moment passt und wegschaut, wenn es nötig ist. Spreche ich sie an oder genießen wir beide noch etwas länger den Raum, der nur der Idee gehört und allein vom Thrill diktiert wird. Ich gehe auf die Toilette ohne zu müssen. Dieselbe Toilette, in der sie später von mir verlangen wird, dass ich sie ohne Kondom ficke. Bis hier her ist sie für mich ein Mädchen zum Frühstücken. Zum Wiedersehen und beindrucken. Vielleicht sogar zum Tanzen. Deswegen berühre ich im Vorbeigehen ihre Hand. Sie fasst zu, obwohl ich gerade von einer blondhaarigen Unterhaltung belagert werde. Gutes Timing. Ganz nett und wahrscheinlich auch schön, aber ich habe nur Augen für sie und diesen Moment, den wir gerade teilen. Dieses Spiel, was wir gerade spielen und die Geschichte, die wir damit schreiben. Ihr Name ist Hanna und jetzt beginnt sich die Erwartung unserer Fantasie mit Realität zu messen. Verliert die Fantasie, verlieren wir uns. Stimmen beide überein, bezahle ich die Drinks und überrascht die Realität weiche ich die nächsten 36 Stunden nicht mehr von ihrer Seite und werde sie bis zu meinem Abflug berühren. Bin ich betrunken oder verknallt? Oder beides? Oder warum sehe ich in Ihr auf einmal das, was sie ist und nicht das, was sie nicht ist. Sie ist intelligent und dadurch zurückhaltend, Tänzerin und wurde von Gott mit den dafür nötigen Voraussetzungen gesegnet, die sich nur mit ihrem unschuldigen Gesicht, um die Hoheit der Ausstrahlung zu messen scheinen. Eine Pfarrerstochter, die gerade ihre Hand in meiner Hose trägt ohne, dass ihre rehbraunen Augen dabei auch nur einen Finger verraten. Wir tanzen (traditionell). Wir reden (nicht nur ich). Wir schwitzen (eigentlich nur ich). Wir rauchen (viel) bis in unserem Treiben kein Platz mehr für die Gegenwart der anderen ist. Bis ich mich zum zweiten Mal in der Toilette wiederfinde auf der ich vorhin schon nicht musste. Wie gesagt, Hände überall und keine Kondome. Sie will. Ich nicht. Nur kurz! Nein! Intensiv. Weil (schöne) Kinder für immer! Das ist draußen alles nichts neues, außer ich spreche hier wirklich von einem Mädchen zum Frühstücken, das nach dem unerfüllten Ende dieses Moments nur kurz eine Freundin zu Tür bringen wollte. War sie zu heiß und ich zu vernünftig? Sie kommt nicht wieder. Na klar kommt sie wieder. Komm wieder, habe ich gesagt. Oder gedacht? Alles viel zu schnell und viel zu spät. Sogar für den Nachnamen zu cool geblieben. Verdammt nochmal wo ist sie? Ich muss dieses Mädchen finden, bevor sie zu dem wird, was ich schon immer gesucht habe. Bevor meine Erwartungen die Fantasie zur Realität erklären. Google. Schlagwort Anna, italienische Wurzeln und irgendwas mit Eventmanagement. Scheiße! Die 87. erfolgreiche Hip Hop Crew und immer noch keinen Treffer. Bayreuth irgendwas mit Red. Ja, aber wann? Und das schon seit zwei Stunden. Ihr Gesicht verblasst. Verdammt erinnere dich oder fang […]

PIRSCH

Ich für meinen Teil sitze zehn vor zwölf zu Hause und draußen knallt‘s. Das Internet ist voll mit guten Vorsätzen sich schon wieder zu betrinken, die jedoch genauso an mir vorbeigehen wie die Vorsätze, es nicht zu tun. Deswegen Treffen bei Facebook und später höchstens noch auf einen Drink zu Skype. 2016 war eine einzige Party. Schnell und im Segen gut gemeinter Horoskope. 249 Reisetage, 137 davon in Hotels und 324 im Dispo. Ich habe fast ausschließlich unter dem Protektorat der Gastronomie gefrühstückt, weil meine Küchenzeile in Köln auf buntem Teppichboden gebaut wurde und sich Kartoffeln von unterwegs schlecht schälen lassen. Heimisch habe ich mich immer gefühlt, sobald ich wusste wo’s zum Klo geht und ich mir den Gürtel erst im Flur zumachen musste. Vor allem “Zwischen den Jahren”. Zur einzig wahren Besinnlichkeit zwischen den Mahlzeiten. Obwohl ich keine Ahnung habe, was “Zwischen den Jahren” eigentlich zu bedeuten hat. Ist “Zwischen den Jahren”, wenn die Mutter festlich gekleidet nach Knoblauch, Fisherman‘s Friend und Armani duftet, meine ostpreußische Oma erzählt, dass Kühe zwischen Weihnachten und Neujahr früher keine Feiertage kannten und ich mich väterlicherseits über außerirdische Weihnachtsgeschichten unterm Tannenbaum freue? Oder ist man zwischen den Jahren auf der Pirsch, knutscht in neuen Kleidern ehemalige Klassenkameraden und verfällt in Muster, die man durch den eigenen Werdegang doch endlich abschütteln wollte? Reliquien der Vergangenheit, mit denen man auf Partys früher Dinge geklärt hat, die man besser im Fernsehen besprochen hätte. Von daher lieber wieder zurück auf die Hollywoodschaukel des Jahres, bestehend aus Momenten voller Glückseligkeit, die durch gefrorene Schornsteine zu weißer Gemütlichkeit aufsteigen. Wie ich darauf komme? Weil ich die letzten vier Tage und Nächte mit wechselnder Begleitung und einem Collie im verschneiten Thüringer Wald verbringen durfte. Voller Holz. Für Zufriedenheit und die Einsicht, meine Hände fortan nicht nur zum Frieren und Aufschreiben zu benutzen. Zumindest, wenn man mal so ehrlich zu sich selbst ist, wie zu den anderen. Darum Tischlern! Ehrliche Arbeit. Die Lehre der Kreation mit Werkzeug. Für Männer, die alles bauen können außer Websites. Zum Beispiel drei selbst gestopfte Zigaretten inklusive Konsum und dazu ein halber Liter Cola im zeitlichen Duktus einer Fünfminutenpause. Tischlern! Eine Bühne für den Bartwuchs und feierlicher Anlass fürs Flanellhemd, obwohl hier eigentlich alle Poloshirt tragen. In einem hölzerner Kreißsaal für die Männer hinter den Legenden. Wände mit Kalendern, auf denen nackte Frauen Gartengeräte halten. Keine Sägen, keine Muskeln. Nicht mal Schweißflecken. Dafür Anekdoten aus der Spielhalle. Einfach nur Arbeit, für die man drei Stunden schuftet, aber erst zehn Minuten vergangen sind. Tischlern! Ohne zu kotzen, auch wenn Bauchentscheidungen hier gerne gesehen sind, denn auf der Herrentoilette riecht es nach Lack und Pisse und auf Montage im Altenheim nach Desinfektion und Spucke. Aber „Ho miarma den Seksgand ausm Audöh!“. Scheiße, hat der Sechskant gesagt? Immerhin will ich hier einen auf Mann machen und akustische Verstümmelung zählt nicht. Wirklich alles im Lot und plötzlich ist meine filmreife Wunschvorstellung zum Überlebenskampf am Fließband geworden. Ich könnte jeden Tag in Kalifornien verbringen und mich von diesem Mädchen verkatert durch Malibu fahren lassen. Aber nur bis in den Sonnenuntergang, weil ich mich danach wahrscheinlich in einer Beziehung wieder finden würde, die ich doch gar nicht wollte. Weil ein kurzlebiger Verzicht auf Freiheit doch zuweil immer zu einer noch größeren Freiheit führen muss. Alles für ein Visum? Nein, danke. Dann lieber Unterhaltungen in ostdeutschem Dialekt, in denen man hin und wieder die falschen Artikel benutzen muss, um nicht als Klugscheißer dazustehen. Dass ich nächste Woche nach Mailand fliege, irgendwie nach Barcelona muss und gerne endlich Zeit für Tel Aviv hätte, interessiert hier keinen! Nicht mal meinen Vorarbeiter, der jede Frühschicht zur Märchenstunde macht, wenn man nur die richtigen Fragen stellt. Verpflichtet die Terrorgefahr jeden Tag zum völligen Auskosten oder feiert man in Israel immer als ob es wirklich keinen Morgen gäbe? Denn ich wohne gerade bei Mutti und Teil meines Lunchpakets sind immer hin zwei Trostzigaretten. Sieben bis 16. Guillotine von Routine. Technische Effizienzbelehrungen, die das Leben ein Hundertstel schneller […]

 

POMADE

Schon wieder eine Unterhose in irgendeinem Hotelzimmer vergessen. Langsam wird’s eng! Zumindest, wenn Socken und Schlüpfer die einzigen Dinge im Leben sind, die man nicht gebraucht tragen möchte und man schließlich mehr Tage unterwegs ist, als es Wäsche zum Wechseln gibt. Aber deswegen direkt anrufen und freundlich fragen, ob sie meine getragene Markenunterwäsche per Post verschicken könnten? Am besten per Eilschreiben, aber nicht versichert. Ich trage eben nur Levis und man gönnt sich doch sonst nichts. Nichts bis auf späte Weckzeiten und einen gemütlichen Bademantel. Mit Unterwäsche ist es eben wie mit der Kunst. Überbewertet oder Unterbewertet? Gut, schlecht oder die eigene Empfindung? Fakt ist, Geld gibt der Sache wieder ihren Gegenwert und macht jeden alkoholkranken Provinzmaler mit schwerer Kindheit plötzlich zum gefeierten Picasso in Marken-Slips. Viele Frauen, schnelles Leben, wenig Inhalt. Obwohl ich in meinem Doppelzimmer mit Ausblick gerade selbst daran scheitere, Tinder für den Computer herunterzuladen, bin ich eigentlich zu kräftig gebaut, um wirklich kreativ zu sein. Zu organisiert für Verspätung und vergessene Unterwäsche. Ich nehme keine bewusstseinserweiternden Kommahilfen, um die richtigen Metaphern zu treffen und habe auch keine unterdrückten Probleme, die ich in irgendeiner Form gerne aufarbeiten würde. In falscher Konfektionsgröße sehe ich aus wie ein Fitnessstudio und achte nach durchzechten Nächten gerne auf meine Ernährung. Nicht so wie meine vorletzte Gastgeberin, die mir frisch geduscht ein Designermüsli servierte, das geschmeckt hat wie der intellektuelle Ernährungsratgeber irgendeines Modemagazins. Einfach Zwangloser. So wie Dylan Rieder, durch den ich vor dem Spiegel immer wieder überlegen muss mein T-Shirt endlich einmal in die Hose zu stecken. Immerhin habe ich seit 31 Stunden meine Schuhe an und heute Nacht im Backstagebereich nichts anderes getan, als den Musikern mit fremden Frauen den Wodka wegzutrinken. Unglaublich, dass ich jetzt wirklich hier stehe, um eine der Damen völlig schlaflos bei ihrem all sonntäglichen Kirchgang zu begleiten. Zwar bin ich für das Weihnachtsoratorium jedes Jahr einmal da; In großen Hallen, strotzend vor Tradition und dem Gefühl von Unendlichkeit, aber nicht im Konferenzsaal einer freikirchlichen Manipulationsgemeinde. Natürlich bin ich hin und wieder eingenickt, obwohl man schlecht schlafen kann, wenn Finsternis, Verdammnis und Perspektive Ewigkeit das Thema der heutigen Predigt sind. Persönlich begrüßt wurde ich auch. Als neues Schäfchen und Teil der Herde. Was tut man nicht alles für eine Pfarrerstochter, die mir nach der Erleuchtung nicht einmal […]

 

WALACHEI

Ich habe mich in meiner Heimatstadt für einige Wochen ohne Reisepläne aus dem Haus getraut und Bilder gedruckt, die jeder normale Mensch auf Instagram veröffentlicht hätte. Ich hatte Zeit für eine richtige Frisur und Fragen, auf die man ab Mitte 20 richtige Antworten fordert. Natürlich ist fehlende Verfügbarkeit auf eine unnahbare Weise anziehend und dekadent. Genauso wie kreative Langeweile, oder was man sich eben darunter vorstellt, wenn man für einige Tage mal nicht aus gepackten Koffern leben kann. Deshalb habe ich ziemlich oft auf Aktualisieren geklickt und bin von einer Klippe in einen gemütlichen Bergsee gesprungen. Auch, wenn hier Routine fehlt, um länger als nur kurz aus voller Gewohnheit schöpfen zu können. Zwar ist es immer noch unfassbar, dass ich Kelly Slaters Halbfinal-Jersey in einer Situation anhatte, für die mir das salonfähige Vokabular fehlt, aber eigentlich gibt es gegenwärtig rein gar nichts zu erzählen. Ich will immer noch ein Motorrad und bin bereit 15 Euro zu zahlen, wenn man mich und meine pferdestehelende Pfarrerstochter nach der Abendschule ohne Helm anhält. Mittlerweile sind unwesentliche Ortswechsel abenteuerlicher als mitgeteilte Interkontinentalverbindungen geworden. Zumindest, wenn man in Dorfe oder Stadt noch eine alte Flamme sitzen hat. Oder aufhört zu glaube, dass sich zu Tode langweilende Stewardessen in den Hotels ihrer Ankunft wirklich extensiv in den Schichtwechsel feiern. Zumindest, wenn die dienstleistende Airline Emirates heißt. Denn Aufdringlichkeit kann helfen die eigene Gesellschaft wieder richtig schätzen zu lernen. Etwas Demut auch. Ob nach durchzechten Nächten oder atemberaubenden Tuchfühlungen ist jedem selbst überlassen. Genauso wie die aufoktroyierte Pflicht nach Integrität und ihrer zeitgemäßen Rechtschreibung. Immerhin ist Exzess die Droge unserer Zeit und Selbstzensur ihr veröffentlichter Begleiter. Deswegen geht es hier einfach um die Sache an sich! Und meiner Mutter darum nach einigen Caipirinha endlich etwas gesunden Rock’n’Roll zu tanzen. An Tagen […]

 

WALLUNG

Endlich wieder Transit. Ziel erreicht. Nicht mehr hier und immer noch nicht da. Hauptsache unterwegs ohne darüber zu sprechen. Johannesburg. Zwischenstopp. Mitternacht, aber zu Hause gibt es gerade erst Frühstück. In Transitzonen sind alle gleich. Gleich interessant. Weil Abenteuer Alltag. Ich lebe zwischen den Orten für diesen Moment, in dem anonym nur das Jetzt zählt. Nichts definiert. Bis auf die Kleiderordnung im Rollkoffer und die bezahlte Begrüßung am Check-In. Weil man heute und morgen schon wieder weg ist. Verspätet, verschlafen, und vielleicht noch beruflich hier. Gespannt, aber dank Urlaubsbräune cool und gelassen. Frühstück bis 10, Übergepäck und dann viel zu teurer Espresso. Abschied trifft Ankunft. Realität zwischen sonnigem Ausblick und gemachter Erfahrung. In Übersee oder am Fließband. Natürlich ist der Alltag von Menschen interessanter als ihre Abenteuer, weshalb ich trotz fehlender Anerkennung das heimatliche Kellerzimmer schätze! Aber Abflugtafeln sind die elektronische Version der Freiheit. Freiheit die Parole unserer Zeit und Zeit zwischen Fensterplatz und anmutigen Stewardess laut Reiseplan vorgegeben. Solange über den Dingen. Sitzend, aber in Bewegung. Die Welt zu Füßen. Zum Pinkeln in München, zum Scheißen in J-Bay. Bist du noch bei mir oder dir selbst treu geblieben? Denn Horizont erweitern, ist wie Brust vergrößern. Überall möglich doch irgendwie unnatürlich. Jedenfalls mittlerweile. Oder bist du immer noch verwundert, dass man hier kein Deutsch spricht und Bier vom Fass Südafrikanischen Rand kostet? Ich liebe verrauchte Bars, aber bitte ohne den kleinbürgerlichen Wunsch nach Exotik. Deshalb zurück in den Transit und seinen eigenen Regeln. Weder Fisch noch Fleisch. Übertrieben und entweltlicht. Obwohl man gerade erst wieder versteht wo auf der Erde eigentlich Nacht ist. Irgendetwas tut sich. Mit 25. Muss ich deswegen damit anfangen mein T-Shirt in der Hose zu tragen oder ertrage ich einfach keine nicht ausformulierten Notizen? – schaue Lost in Translation  im ICE nach München und denke, dass Scarlett Johansson mein Typ ist  – streue mir am Frühstücksbuffet unwissend Dekoration ins Rührei – knutsche Mitbewerberin nach Axel Springer Testtag zwischen Alexanderplatz und Friedrichstraße. Muss ich für diesen Thrill um die halbe Welt fliegen oder kann ich direkt hinter dem Gartenzaun damit anfangen? In einem zweiten Frühling, indem man sich und das Waldstück vorm eigenen Elternhaus völlig neu kennenlernt? Die Antwort ist: Nein! Weil es hier morgens meistens bewölkt ist und man Geduld braucht, um trockenes Feuerholz zu finden. Weil jeder einzelne Kilometer Abstand erst wirklich frei macht von den Erfahrungen, die uns mit den heimatlichen Selbstverständlichkeiten verbinden. Abenteuer ist eine Perspektivfrage und der Thüringer Höhenwanderweg forstwirtschaftliche Langeweile mit internationaler Bekanntheit. Hektische Jogger auf der Suche nach Kondition vergangener Tage. Funktional gekleidete Rentner auf dem Weg zum nächsten Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Und wir. Falsch gekleidet, übermotiviert und nach 25 Kilometern völlig durchnässt. Und ich dachte wir machen Wildnis? Schlafen auf Moosböden, trinken Whiskey am Feuer und lassen das […]

 

QUO VADIS?

Aus dem Fußballer ist mittlerweile ein Kunststudent geworden. Und die zwei normalen deutschen Surfer bekommen langsam, aber sicher soliden Bartwuchs zwischen Kinn und Oberlippe. Trotzdem sollte man aufhören mit falscher Bescheidenheit hausieren zu gehen, weil sich Tiefe letztlich nur mit gesundem Humor transportieren lässt, ohne dabei lächerlich zu wirken. Von nun an dürfen wir dieselben Witze nicht zweimal machen, wenn wir herausfinden wollen, welche Rolle wir eigentlich wirklich in der Welt spielen. Natürlich muss man die Regeln erst kennen, um sie zu brechen, aber wie man mit ungebundenen Surfmagazinen Geld verdient, haben wir immer noch nicht verstanden. Und wir sind mehr geworden. Dafür wissen wir, wie man zwischen Palmen und tropischem Piña Colada unzufrieden bleibt und das Kai Neville seine Aufnahmen doch mit einem weißen iPhone tätigt, wenn die retrosüchtige Kumpanei mal nicht hinguckt. Wir haben schlichtweg beobachtet und versucht in Canggu die richtigen Worte zu finden, damit Interviews endlich wieder mehr tun, als in Pressemitteilungen zu sprechen. Ein Hoch auf Plattitüde. Tolles Wort! Gegoogelt und als passend empfunden. Immerhin ist Selbstinszenierung die Droge unserer Zeit und irgendwann sicherlich auch in China erhältlich. Genauso wie südafrikanische Gleichberechtigung und den Versuch mit blasser Haut möglichst gebräunt auszusehen. Kingston Town ist gefährlich, das Internet aber auch. Wir werden älter und der Arsch wird kälter. Dafür konnten […]

 

OLYMPISCH

Überall gegenwärtig und doch nicht greifbar. Irrational und wenig durchdacht, diese mystische Angst vor dem Mainstream. Von wem getragen, von wem gefürchtet? In Zeiten, in denen ein millionenstarkes Sensationspublikum die Sendezeiten bestimmt, Core Brands wie Vans Milliardenumsätze schreiben und Nyjah Huston seine Skateboards in einem 2.7 Millionen Dollar teurem Poolhouse unterstellt, sollten wir uns verabschieden. Verabschieden von der Verpflichtung den Spirit unserer geliebten Randsportarten wie einen Heiligen Kral in unseren Kellern einzusperren, um ihn vor dem  Rest der Welt fernzuhalten. Immerhin leben wir nicht mehr in den 80’ern, sondern ändern heutzutage unser Profilbild. Wir haben genügend Smileys für fast jede Gefühlslage und fühlen uns eigentlich nur noch durch retromodische Fehltritte mit einer Vergangenheit verbunden, die wir vielleicht gar nicht selbst erleben durften. Die Zeiten, in denen Interviews mehr getan haben, als nur Sponsoren zu danken sind vorbei. Zeiten, in denen man auf Dopingtests verzichten musste, weil sonst drei Viertel der Surfing World Tour nicht mehr teilnahmeberechtigt gewesen wären, auch. Früher war alles besser? Sagen wir sicherlich auch in 25 Jahren. Massenmedien, Massensportart, Werbeblöcke und Gewinnspiele in der Halbzeitpause. Wird dir schon schlecht? Wir versuchen es anders! […]

 

FRIVOL

An meinem letzten Tag in Köln sitze ich in einem Café, in das ich schon seit sechs Jahren gehen wollte. Ein paar kurzhaarige Neonleserinnen, die angestrengt daran arbeiten möglichst gelassen auszusehen. Ein paar gut gestylte Großstädter in meinem Alter, die schwer beschäftigt unterbezahlte Facebook-Nachrichten in die Tasten ihres Macbooks hämmern und ihren Sojaccino wie einen Iso-Drink in der Halbzeitpause behandeln. Gerade hat ein schüchterner Mann mit Schal, trotz Frühling, das Zuckerglas vom Tisch geworfen ohne dabei Rot zu werden. Ich bin gestern Abend nicht ausgegangen und deshalb mit einem Gyros in der Hand durch den Sonntagnachmittag geschlendert. Endlich mal etwas städtische Routine! Bilde ich mir ein. Seit zwei Tagen bin ich jetzt wieder hier. Nur um heute auch noch das letzte Stück Sesshaftigkeit in seine mietunverträglichen Einzelteile zu zerlegen. Verdammt wie viele Leute an einem Tag in ein Kaffee gehen! Dafür kann man zwischen den Zeilen indiskreten Blickkontakt mit langhaarigen Medizinstudentinnen halten und sich danach wieder in den Dingen verlieren, die einem das Leben zwischen unpersönlichen Hotelzimmern und rustikalen Studenten WGs vor die Füße wirft. Hier könnte man sicherlich gut über beruflichen Erfolg diskutieren oder durch Selbstoptimierung soweit in sich gehen, bis einem schlecht wird. Steht jedenfalls auf der Tageszeitung neben dem Damenklo. Eigentlich wollte ich mal eine Pause machen, aber unnatürlich lebenswerte Großstädte sind ohne redundante Rendezvous einfach nicht zu ertragen. Natürlich bange ich um meine Bräune. Natürlich habe ich keine Angst vor zu vollen Kühlschränken, obwohl sie uns für eine bestimmte Anzahl von Tagen an einen bestimmten Ort binden. Aber ein weißes Blatt Papier ist einfach nicht zu schlagen. Und das für die Stadt, in der ich studiert, gelebt und geliebt habe, ist bis über den Tellerrand beschrieben. Dazu die Perspektive aus Frankreich, Portugal, Südafrika, Kuba und den fast schon kalkulierbar spontanen Affären meiner Arbeit. Trotzdem wird es endlich mal wieder Zeit für eine Zimmerpflanze und zeitgemäßes Engagement für die eigene Wandgestaltung. Deswegen habe ich dem Prüfungsamt meiner skandinavischen Bewerbung gestern nochmal ein schönes Wochenende gewünscht, obwohl ich mich momentan nicht wirklich für langweilige Gespräche begeistern kann. Liegt das an 21 Moderationen in 15 Tagen oder einfach daran, dass die Anforderungen an eine Unterhaltung mit zunehmender Beschäftigung unterbewusst steigen? Die letzten beiden Wochen waren anstrengend und schön. Wir sind verkatert in Regensburg losgefahren, weil wir nach sechs Stunden, an einem Aral-Stromkasten, schon nach dem ersten Komma vergessen haben, was wir eigentlich sagen wollten. Wir haben Krustenbraten in Karlsruhe und richtige Spätzle in Freiburg gegessen, auch wenn beim Bestellvorgang kurzzeitig die Musik stoppte, weil kein Kneipenbesucher unserem Dialekt Glauben schenkte. Ich habe in Nürnberg vor fast 1000 Leuten gesagt, dass wir in Thüringen die größeren Würste haben und in Kiel mit Freunden und einer Jukebox die Bedienung einer Hafenkneipe in den Wahnsinn getrieben. Ich musste in einem Waschsalon in Leipzig auf meine vier Unterhosen warten, kurz vor Rügen schon wieder die begrüßende Redensart wechseln und eigentlich in jedem Hotelzimmer angeheitert noch an irgendwelchen Artikeln arbeiten. Die Kunst zwischen erreichten Zielen und strandnaher Genügsamkeit trotzdem unzufrieden zu bleiben, ist einfach: Aspiration. Keine Sorge, dass Wort musste ich auch erst googeln. Genauso, ob einige meiner Facebook-Freunde ihren […]