TACHELES
Ich liege in einem unpersönlichen Hotelzimmer in Dresden. An der Wand hängt ein weißer Fernseher durch den ein Lagerfeuer im Winter und ein Aquarium im Sommer etwas digitale Gemütlichkeit ausstrahlen soll. Das Frühstück ist wie immer zu früh, die Eier zu hart und der beste Aufschnitt vor zehn schon vergriffen. Gestern haben wir überteuerten Whiskey aus schweren Gläsern in der Hotellobby getrunken. Ich habe einen schwarzen Mantel getragen und kam mir bis zum zweiten Glas blöd vor. Mit einer soliden deutschen Erkältung und unbekannter Gesellschaft. In leeren Hotellobbys kann man nach Mitternacht problemlos entscheiden, wer man eigentlich sein möchte. Unbefangen und ehrlich. Weil man morgens schon los muss und sich im Kern der Unterhaltung die Möglichkeit gibt, sich auf das Jetzt zu beschränken. Auch wenn meine Nase läuft, weil ich erst das nächste Mal Meersalznasenspray gegen medizinische Chemie eintauschen werde. Die letzten vier Tage haben wir nur Pizza gegessen. Irgendwo zwischen Süddeutschland und Österreich. Irgendwann zwischen Filmvorführung und zu kurzen Mittagspausen in autobahnnähe. Unterwegs sprechen wir über Flüchtlingspolitik und vorgetäuschte Orgasmen. Das sind Voraussetzungen zum Wohlfühlen. Für den Rest sorgen vorgedruckte Willkommensgrüße und systemgeformte Freundlichkeit. Innsbruck ist schön. Der Vorarlberg auch. Die Klosterzimmer in Bregenz sind zu klein und die Klassenfahrt zum Ferienende gehört in Rosenheim zur Inneneinrichtung. In Berlin habe ich männliche Gewinnspielmode mit Stretch an eine kräftige Besucherin verteilt und in Freiburg entdeckt, wie lustig es ist Kinder auf einer Bühne zu haben. Ich habe den Schlüssel für das Einzelzimmer in München immer noch in der Tasche, aus der ich gerade lebe und musste mir der Professionalität wegen eine zweite Hose […]
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