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BYND

Konstantin Arnold

ZUFÄLLIG & SCHÖN

ZUFÄLLIG & SCHÖN

Ich hatte es eilig. Chiado war hektisch und voll. Zum Teufel mit den Geschenken. Ich wollte zur Sapataria Do Carmo, ihr diese schönen Stiefletten kaufen und dann zu George, dem Schuhputzer, damit er sie mir für die Feiertage zurechtmacht. Eigentlich war das den Stiefelen egal, aber ich tat das für George und für seine Feiertage. Wenn ich danach noch Zeit hätte, könnte ich mir oben in Real das späte Nachmittagslicht angucken und meinen Mantel zum Reinigen abgeben und später noch ein paar Leibesübungen machen, damit ich weiter so essen und trinken kann, wie ich das wollte. Es ging darum, nie fett zu werden und seine Figur zu halten und ich glaube sie veränderte sich nicht, man dachte nur mehr darüber nach, weil man vorher nie darüber nachdachte und man mit jedem Alter sinnvolleres zu tun hatte, als an seine Figur zu denken. In welche Kirche ich an Weihnachten gehen würde, wusste ich auch noch nicht und ich dachte, noch so viele andere Dinge vor Weihnachten tun zu müssen, die ich nicht tun musste, aber immer dachte, ob Weihnachten war oder nicht. Letzte Woche hatte ich ihr schon eine rote Baskenmütze geschenkt, die alle für eine Parismütze zu Weihnachten hielten und eine Klobürste und einen ordentlichen Flaschenöffner. Ich war dafür in einem Laden, der seit 1835 Flaschenöffner verkauft, und seit alle Scheiße fressen und die Scheiße widerspenstig ist und stinkt, auch anständige Klobürsten. Es sind gute Bürsten, aus Metall, mit dunklen Borsten, damit man die Scheiße nicht so sieht und einem Deckel, auf dem Blumen sind, rote und gelbe. Ich ließ beides schön einpacken. Nachdem ich noch keine Stiefel gekauft hatte und noch nicht bei George gewesen war, ging ich hoch nach Real, um mir das Licht anzugucken. Ich hatte es jetzt noch eiliger und mein Mantel flog mir hinter im Wind, wie ein Umhang. Ich sah aus wie einer, der zu einer Frau eilt, um ihr zu sagen, dass es doch nicht aus ist, oder wie einer, der etwas tun wollte, bevor er es ganz vergisst, oder wie einer, der immer noch keine Stiefel gekauft hatte und noch nicht bei George gewesen war und hoch nach Real ging, um sich das Licht anzugucken. Ich wusste, dass so ein Mantel besser aussah, wenn man geschlossen in ihm schlenderte, Hände in den Taschen, Hut auf, Kragen hoch, aber manchmal war das eben so und man konnte ihn auch auf diese Weisen tragen. Als ich oben ankam, war das Licht schon weg oder es ist an diesem Tag nie da gewesen. Ich wusste es nicht. In diesem Dezember konnte man das nie sagen, weil die Sonne den Tag über den Wolken verbrachte und erst am Schluss unten rauskam und sich zwischen Wolken und Horizont zeigte. Die Strahlen waren dann umso intensiver und vom Praça do Príncipe Real, genau dort, wo die Rua Cecílio de Sousa auseinander und wiederzusammengeht, sah man sie am besten. Solche Straßen, dachte ich, werden heute gar nicht mehr gebaut und als ich das fertig gedacht hatte, rief eine Frauenstimme über den Platz. Sie rief meinen Namen und sie rief hier und nochmal meinen Namen und dann huhu und ich sah sie und sie winkte. Die Frauenstimme gehörte […]