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BYND

Konstantin Arnold

SABBAT

Eigentlich wollte ich mir vor dem Abflug noch das Bier aus meiner Jeans waschen, obwohl ich für Kurzstreckenflüge nach Lissabon mittlerweile keine frischen Unterhosen mehr trage. Auch nicht, wenn mich die Frau am Check In darauf hinweist, dass ich mein Gepäck gerade zusammen mit dem Rammstein Sänger aufgeben durfte. Ich habe eben nur eine schwarze Jeans. Trotzdem fehlt mir die Zeit meinen Koffer mit frisch Gewaschenem auszustatten, weil ich ihn vor einer guten Stunde erst auspacken konnte. Auf dem Teppich meines 16 quadratmetergroßen Wohnvergnügens liegen eine ganze Menge Dinge. Adventura und einige Vice Magazine aus Berlin. Ein Knackwurstpaket aus Thüringen und ein paar zerknüllte Visitenkarten. Ich überlege ein schön aufgereihtes Foto zu schießen, um meine Freunde daran teilhaben zu lassen, dass ich kurz vor Mitternacht mein Boardbag packe. Selbstverständlich lasse ich diese Gelegenheit aus. Weil mir die Zeit fehlt und ich mir beim Vorstellen dieses Szenarios schon blöd vorkomme. Deswegen höre ich jetzt weiter Anastacia und konzentriere mich darauf, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auf meine Sitzplatzierung, die mich in zehntausend Meter Höhe mit einer Portugiesin bekannt macht, die nach Deutschland geflogen ist, um sich die Nase richten zu lassen. Ich erkläre ihr, dass ich für einige Wochen in Peniche leben will, um heruntergefahrene Rollläden und Nebensaison zu genießen. Weniger zu arbeiten und viel Zeit im Wasser zu verbringen ohne mich dabei in einem zu überschaubaren Tinder-Umkreis zu verlieren. Zumindest bis Portugals surfende Entourage wieder im Lande ist. Deswegen hat Nic mir ein paar brünette Kontakte aus Lissabon geschickt, mit denen sich der Milchkaffee besser trinkt, wenn Sam und Lennart an ihren eigenen Projekten arbeiten müssen. Abends trinken wir dann Super Bock, weil uns das Sagres ausgegangen ist und lachen darüber, dass sich nicht einmal die blonden Kontakte zu Wort gemeldet haben. Dafür gibt es hier eine ganze Menge Aussichtspunkte, von denen Erasmusstudenten vor der Absperrung in den Sonnenuntergang trinken. Ich sitze hier auf einer Bank hinter der Absperrung, versuche mir ein paar Highlights aus dem Kugelschreiber zu zaubern und mache aus Höflichkeit hin und wieder Fotos für Touristengruppen ohne Selfiestick. Bis mir der Weg zum Strand zu weit ist. Deswegen fahre ich einige Tage früher nach Norden. Carlos Motel ist schön und bescheiden. Ich bekomme die Honeymoon Suite, träume von meinem Zahnarzt und mache es mir häuslich. Wir haben einen kleinen Skatepool und einen 34 –jährigen Hausmeister, der früher einmal Punker war. Es gibt einen Garten mit wildem Physalis, aber noch kein Wlan. Dafür aber einen Rhythmus. Nach einer frühen Surfsession trinkt man hier Kaffee vorm Supermarkt an der Hauptstraße und hofft darauf mit Leuten bekannt gemacht zu werden, die einsame Küstenorte schöner machen. Mein Portugiesisch ist schlecht. Obwohl ich mir, nach der Surfeinheit am Nachmittag, alleine scharfe Chorizo ins Brötchen bestellen kann. Natürlich esse ich gerne zusammen mit Freunden, aber meistens kann ich mich erst nach der dritten Extraportion wirklich […]

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