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BYND

Konstantin Arnold

MUNDART

MUNDART

Ich musste dich einfach verlassen. Für ein lausiges 24 Stundenhotel in Flughafennähe. Eingerichtet mit Minderwertigkeitskomplexen und kostenpflichtigen Extras. Großer Fernseher, Rauchen verboten, Leitungswasser, so gelb wie die Sonne selbst. Menschen kommen hier her, um bald wieder gehen zu dürfen. Nicht schön, nur schön nah. Frühstück gibt es von fünf bis zehn, der ausgelatschte Teppichboden zeigt mir wo’s langgeht. Ich bin hängen geblieben. Wurde meiner selbst überlassen. Bin nicht mehr hier, aber auch immer noch nicht da. Irgendwo dazwischen, mit Zimmerservice und Rocky 2. Voller Gedanken, die einfach nicht bei der Sache bleiben, beschäftigt werden wollen oder sogar noch am Gepäckband liegen. In einem nicht weit entfernten Land, in dem 18 Uhr schon alle gegessen haben und sich Taxifahrer durch Nachtleben gezeichnetes Sicherheitsglas bezahlen lassen. Auf Abstand, alles auf Links. Die Pubs stinken nach Fußboden und verschüttetem Bier. Süßlicher Geruch, der sich im gesamten Commonwealth breitgetreten hat. Wie auch immer. Verbrauchte Stimmung, die darauf wartet, wieder entfacht zu werden, irgendwie brenzlig. Etwas das lauert und gewaltbereit in der Luft liegt. Testosteron, das erlöst werden möchte. Manieren, die eine Nummer zu eng sitzen und nach dem dritten Pint nur noch übers Ficken reden. Fast jodelnd, wie ein läufiges Tier im gebügelten Anzug. Hinter übergestülpter Freundlichkeit, in die sich jeden Morgen hinein gewunden wird, völlig überzogen. Und dann noch diese selbstgefällige Zufriedenheit, die andere Steckdosen braucht, um noch einmal betont zu werden. England bleibt hässlich, sogar seine schönsten Ecken sind irgendwie versalzen. Dafür gibt es in dieser von Frischhaltefolie behüteten Tradition wenigstens noch einige bescheuerte Regeln, die man brechen könnte. Ausgangssperren und Polizisten auf Pferden, die ohne richtige Kanone das Gute beschützen wollen. Alle paar Meter liegt ein bisschen Scheiße auf der Straße und dazwischen darf am Wochenende gekotzt werden. Kaum einer raucht, aber alle mögen Pommes und die Steinhäuser sind alt und unterscheiden sich durch Hausnummern. Ich will diesen Gleichmut, diese ganze Stadt, zusammenschlagen. Die ganzen Backsteine und Schaufenster, die mit der Schere geschnittenen Vorgärten, alle Parkverbotsschilder. Alles, nur die roten Telefonzellen dürfen stehen bleiben, weil sie an gute alte Tage erinnern, die man heute nur noch im Flugzeug oder auf dem  […]