MALENA
Schon von weitem gesehen. Mich einmal kurz umgedreht und meinen Schritt unmerklich verlangsamt, damit wir uns für einige Meter den glatt polierten Bürgersteig teilen müssen. Ohne zu schauen, habe ich zu reden begonnen. Direkt ins Thema. Ich weiß, dass sie eine russische Uschanka trägt, obwohl der portugiesische Winter auch ohne Mütze erträglich ist. Ich weiß, dass der Kellner sie eigentlich in eine andere Richtung schicken wollte und Sie weiß, dass Masche schnell zur Moral wird. Schönheit ist spürbar. Vor allem die einer portugiesischen Brasilianerin. Volle Lippen, braune Haut und trügerisch naive Augen, die dir mit ihrer erfahrenen Zügellosigkeit bis in die Eier blicken. Bis hier her hat die Zukunft der Gegenwart oft ihren Wert gegeben. Ich habe Zeit damit verbracht darauf zu warten, dass die Zeit vergeht. Jetzt will ich verweilen. In diesem heiße-Schokolade-langen Intermezzo in einem Café nach Mitternacht. Wir unterhalten uns kaum, weil uns dazu die Vokabeln fehlen. Ich kein Portugiesisch. Sie kein Englisch. Sie morgen Paris. Ich nach Mailand. Sie einen streng katholischen Vater, für den sie eigentlich nur schnell in eine Apotheke sollte. Um diese Zeit? Vater? Und wieso Apotheke? Wenigstens sind unsere Blicke unmissverständlich. Frivol und genervt vom gestischen Erklären. Denn wenn einem die Worte fehlen […]
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