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BYND

Konstantin Arnold

IM EIGENEN SCHAUFENSTER

Fernweh. gibt es ein missbräuchlicheres Wort, das strebsam arbeitenden nine to five Turisten das Gefühl vermittelt zwischen Abitur, Thesis und Anstellung eine Prüfung ausgelassen zu haben. Produktiv sein ist die Devise. Den Dingen Sinn geben Forderung Nummer eins. Traumstrand nach Traumstrand schmückt einen deutschen Desktop nach dem anderen und ausredende Argumente sind in Ottokatalogen auf Rate bestellbar. Kauf dich zufrieden und schätze es Wert, wenn zumindest zwei deiner Kollegen völlig hin und weg sind, wenn der bestellte Volkswagen mit den weißen Ledersitzen endlich abholbereit steht. Du wolltest immer Regisseur werden, doch hast leider nur die Nebenrolle im Film deines Lebens ergattern können. Beim Lesen der grafischen Salonrevulotion der aktuellen Surfersmag – Ausgabe, ist die Rede von diesem Wort, welches ich nicht mehr hören oder lesen kann. schreiben fällt mir allerdings am schwersten und ich bitte alle Backpacker packt euern Rucksack, mit den Erfahrungen, die ihr mit euern deutschen Brüdern und Schwestern an lauen Sangriaabenden ums Lagefeuer auf Facebook veröffentlichen konntet und fliegt nach Hause. hofft darauf, die Menschen mit denen ihr in Hostels gevögelt, gehustet und gefrühstückt  habt nie wieder zu treffen und seid gesegnet. ihr seid zwar nah dran, aber gleichen sich die Hintergründe eurer Urlaubsfotos mit denen eurer Artgenossen, bis auf den Unterschied, dass nicht Franz, sondern Ferdinand vor der Great Ocean Road posiert. De Facto ist dieses Fernwehgequatsche einfach nur ätzend. Nun ist genug provokantes Bollwerk aufgebaut, um die folgenden Zeilen in den richtigen Hals zu bekommen. Phasenweise sind wir als deutsche Vorzeigebürger dazu verdammt, zu funktionieren. Gewisse Aufgaben in gewisser Zeit mit einem gewissen Ziel zu erledigen. Sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die auf die Frage: was willst du? definitiv nicht als Antwort dienen würden. dennoch hat mich meine Mutter stets darauf hingewiesen,  dass der Eisverkauf an hawaiianischen Stränden, leichter zu verkraften sei, wenn man neben Sand noch einen Masterabschluss in der Tasche hätte. und außerdem sind substanzlose Berufe ziellos nicht zu ertragen. natürlich bin ich zufrieden, wenn die Steuererklärung im Kasten ist, hinter jeder Klausur eine Einskomma steht und ich mein Geld mit den Sachen verdienen kann, die mir Spaß machen. Gesundheit und Thüringer Knackwurst mal ganz ausgenommen. in heimatlichen Gefilden springe ich also von Ziel zu Ziel oder von Aufgabe zu Aufgabe mit dem stetigen Gefühl möglichst sinnbringend produktive Dinge zu tun. betrunken mit seinen Freunden skaten zu gehen, möchte ich hier ausdrücklich dazuzählen, um den Werterahmen abzustecken, den ich meine. ungeduldig versuche ich mein Leben jeden Tag  fertig zu Leben. Glücklich bin ich, weil es Perspektive gibt und nicht, weil jede Email meines Postfachs mit Bravour beantwortet ist. Ein Haus am Meer, ein charmanter Beachbreak vor der Tür, ein Hund der ins Ambiente passt und genügend Holz und Karohemden, um dem Kamin bis ans Lebensende eine Aufgabe zu […]

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