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BYND

Konstantin Arnold

PRÄSENZMOMENT

IIch wache auf. Meine Arme sind durch den anhaltenden Muskelkater kaum in der Lage, die Tastensperre meines Telefons zu entriegeln. Wir hatten gute Wellen die letzten Tage und genügend Zeit, dieses natürliche Angebot auszukosten. Irgendwann heute landet Mario auf neuseeländischem Boden. Die Nachricht auf meinem Telefon verrät mir, dass es genauer gesagt vor einer halben Stunde gewesen ist. Ich wecke Jordan auf, der im Zimmer nebenan insgeheim davon träumt auch an die Ostküste zu ziehen. Doch ist unsere Beziehung zu brüderlich, dass einer von beiden zugeben würde, den Weg des anderen gutzuheißen. Gestern habe ich ein paar Stunden in dem Laden verbracht, in dem er über den Sommer versuchen wird, deutschen Backpackern das Geld aus den Boardshorts zu ziehen. Nach zweistündigem Kaffeeklatsch und ein paar Stiefeln für die ich eigentlich noch nicht Manns genug bin, bucht er eine Lastschrift auf meine Kreditkarte. Ich habe die letzten Tage zuhause in Raglan verbracht. In dieser Komfortzone, in der das ganze Städtchen nach einer Viertelstunde Bescheid zu wissen scheint, gegen wen ich am gestrigen Morgen in einer Runde Backgammon verloren habe und wie viel Milchkaffe dabei im Spiel war. Es fällt mir schwer den Ort zu verlassen, der mich in den letzten vier Monaten mehr geprägt hatte, als eine deutsche Rheinmetropole, in welcher ich für die letzten vier Jahre meinen vernachlässigten Hauptwohnsitz hatte. Denn dem Hier und Jetzt wird endlich die verdiente Relevanz zugesprochen und Verabredungen in ganztägigem Voraus sind so unausstehlich, wie Reisebusse voller Backpacker. Deswegen bin ich pünktlich zwei Stunden zu spät, als ich Mario und seinen Jetlag auf dem Parkplatz des Auckland International Airports in mein fünfhundert Dollar teures Fahrvergnügen einlade. Direkt am nächsten Morgen klingelt der Tatendrang und ich präsentiere meine Komfortzone. Zur Begrüßung gibt es ein zwölf Fuß hohes Lagefeuer, deren Illegalität sogar die Feuerwehr beiwohnt und vier solide Fuß Indicators, die jegliche Erinnerungen an französische Saisonarbeit in den narrativen Schatten stellen. Wir klettern auf einen Berg auf der Coromandel Peninsula, um etwas Abwechslung in die wellendurchtriebene Routine zu bringen. Auf dem Gipfel […]

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