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BYND

Konstantin Arnold

NABELSCHAU

NABELSCHAU

Viele Viertel machen viele Backsteine zu einer Stadt, wie Charakter viele Eigenschaften zu einer richtigen Persönlichkeit werden lässt. Es gibt Viertel, die sich sehen lassen können, wie es Eigenschaften gibt, die man bei frischen Begegnungen durch Zigarettenrauch blitzen lassen sollte. Es gibt Viertel, die man voraussetzt, wie man voraussetzt, dass sich eine Person zu benehmen und zu organisieren weiß. Rathausplätze und Orte voller Ministerien. Gut gefegte Bürgersteige, glänzendes Kopfsteinpflaster, auf denen nichts als gute Manieren spazieren, mit denen man sich im Bewerbungsgespräch bei portugiesischen Schwiegereltern sehen lassen könnte. Es gibt Viertel, die da sind, wenn’s drauf ankommt und erst auffallen, wenn sie das nicht sind. Ihr wahres Gewicht erst zeigen, wenn keiner mehr weiß, wohin mit den Unentbehrlichkeiten, die eine Stadt zum Überleben braucht. Baumärkte und Saunaclubs, Kläranlagen, Vergnügungsparks mit Wasserrutschen und Einkaufszentren, in denen man sich etwas Neues kaufen könnte. Platz für Normales, Plattenbauten und Dinge, die für alle Städte gleich sind, wie Durst und Hunger für alle Persönlichkeiten gleich sind. Nicht der Rede wert, außer man hat sonst nichts zu erzählen oder kommt gerade frisch aus der Wüste. Es gibt Viertel, die nur einen Augenblick wert sind, in dem sie sich in gutem Wetter kleiden und ihre Alleen mit dichtem Ahorn dekolletieren. Antlitz, das viel erlebt und viel gesehen hat, ohne es den anderen zeigen zu müssen. Ohne, dass die Gegenwart davon Wind bekäme, weil die Menschen des Viertels von der Wiege bis zum Friedhof an alten Tagen hängen und von neuen träumen, bis der Moment schon wieder vorüber ist. Es gibt Viertel, die Polizisten brauchen, weil ihre Ursachen nie wirklich erzogen wurden. Oder die Feuerwehr, weil’s ständig brennt, wie es brenzlig werden kann, wenn Menschen keine Tropfen, sondern Eimer voller Alkohol für die heißen Steine nehmen, die den Weg in ihre Gegenwart gepflastert haben. Wanken mit den Erfahrungen, die auf ihnen gemacht wurden oder trinkfest sind wie Bauarbeiter, die zwischendurch eben verdient einen zischen, weil sie die Backsteine immerhin zu dem gemacht haben, was sie sind. Nobel, bis zum Hals vermietete Viertel, die ihre Tradition und Sehenswürdigkeit im schönsten Laternenlicht erstrahlen lassen. Blenden, über alle Macken ihrer wahren Geschichte hinweg. Wie eine Persönlichkeit, die sich selbst schmückt, mit allem, was von anderen gelobt und bewundert werden kann. Weit über die Ecken und Kanten hinaus, mit denen wir uns voneinander unterscheiden und sich Viertel erst richtig in Form bringen. Unreinheiten, die eine Wahrheit sagen, die eine Stadt mit all ihren Touristenattraktionen am liebsten umgehen, in Unerreichbarkeit verbannen würde. Metrostationen schließt, solange sich das Viertel nicht mit renoviert hat. Oder zumindest frische Marmorstatuen aufstellt, die bewundert werden können und der ganzen  […]