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BYND

Konstantin Arnold

MENINA

MENINA

Maria Terreira hat weiche Hände und eine Nase, die aussieht wie eine Skisprungschanze in die Liebe. Maria Terreira spricht kein Englisch und lebt in einem schweren Haus mit jungem Putz, der neben einer dicht befahrenen Hauptstraße ziemlich alt aussieht. Der Boden ihrer Wohnung besteht aus kalten Fliesen und an der Wand hängen billige Gemälde über gelber Tapete, deren Wahllosigkeit etwas Kreativität in ihr getaktetes Leben bringen –zeigen sollen, dass hier noch mehr drin ist. Wenn Maria Terreira freitags Freunde besuchen, dürfen alle im Badezimmer schminken und im Wohnzimmer rauchen, weil Sie nach dem zweiten Muskateller die gedämpften Töne ihres durchgetakteten Lebens satt hat. Maria Terreira kann sich nicht von Gegenständen trennen, die ihr vor der Jahrtausendwende geschenkt wurden. Die Zimmer sind voller schwerer Möbel aus vergangenen Leben, die ihre kleine Wohnung noch kleiner werden lassen und Maria Terreira davon abhalten sollen, leichtfertig alles hinzuschmeißen, ohne schweres Haus und kalte Fliesen in Gedanken irgendwo neu anzufangen. Es herrschen Dunkelheit und Dekoration, die Ihr manchmal Angst machen, wie Unternehmungen, die gar nichts verändern. Zu nichts führen und keiner absehbaren Funktion folgen. Dich weder reifen noch stärker werden lassen und erst ganz am Ende ihre eingebildete Schicksaalhaftigkeit enthüllen, durch die wir uns wichtig fühlen. Maria Terreira möchte Platz für Zufälle lassen, weil sie alles liebt, was sich weit außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs befindet. Alles, was sich Ihrer Kontrolle entzieht. Männer, Jahreszeiten und das letzte Oberteil in genau Ihrer Größe. Wenn Winter ist, es in Lissabon durch die Decken regnet und man seinen Atem vom Bett aus bis in alle Unendlichkeit verfolgen kann; wenn man sich drinnen wärmer anziehen muss, als draußen und Schreiben will, ohne dabei Fingerkuppen zu verlieren; wenn endlich diese verfluchte Kälte aufhört, die eigentlich gar nicht kalt ist, aber durch kalte Fließen, jungen Putz und gelbe Wände, an denen billige Gemälde hängen, noch viel kälter ist. Dann ist endlich Sommer! Und es ist so heiß, dass Maria Terreira erst nachmittags das Haus verlassen kann, ohne sich von einem Ort zum nächsten schwitzen zu müssen. Auf dem Weg von einem Ort zum nächsten geht Maria Terreira stets auf der Schattenseite eines sonnendurchflutenden Lebens und lässt nachts alles laufen, wenn Sie sich ohne Ventilator vom verschwitzten Bauch auf den noch trockenen Rücken windet. Weil Maria Terreira dann die meiste Zeit draußen verbringt, ähneln sich die meisten portugiesischen Wohnungen in ihrer Anspruchslosigkeit von innen, und unterscheiden sich in ihrer anspruchsvollen Eitelkeit von außen. Meistens sitzt Maria Terreira auf kleinen Plätzen, die Touristen zu klein sind und widmet sich den übersehenen Kleinigkeiten ihrer eigenen Empfindung. Wenn Maria Terreira an einem leerstehenden Haus […]