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BYND

Konstantin Arnold

KERLE

KERLE

Das hat Lissabon nun davon. Einen Jungen, der im Café sitzt und einen Brief, an seine Freundin schreibt, um ihr seine Gefühle zu erklären. Ich hätte mich dafür in jedes andere Café setzen können, aber es hätte nicht in jeder anderen Stadt sein können, mit einer anderen Freundin. Andere Städte haben auch schöne Freundinnen, ich weiß, eine schöner als die andere, aber es reicht nicht schöner als andere zu sein. Schön, wenn’s so ist, aber es nutzt sich ab, braucht sich auf und vergeht, wenn hinter dem Schönen nicht das Unendliche verborgen liegt, etwas an das man nie ganz gelangt und immer braucht, wenn man es hat. Man muss es finden. All diese Körper nach dieser Seele durchsuchen. Mehr will ich jetzt nicht sagen. In einer aufgegeilten Welt aus Superlativen so kurz vor dem Höhepunkt, besticht die Wahrheit durch ihre stille Erfahrung. Soll sagen, dass man die größten Worte verliert, für sonst was und wen, sagt oh die war aber heiß und der und wie gut das Essen nicht gewesen war und man sagt es über Gerichte, Nächte und Frauen, Frauen, die einem nichts bedeuten und nichts waren und auch nicht so sind. Wenn man dann die trifft, für die man alle anderen gehalten hat, sagt man nichts mehr. Man schweigt. Sitzt im Café und schreibt auf, was man nicht einfach so sagen kann. Dass alle in Rauch aufgehen wie Gedanken, wenn sie durch die Menge geht, aber dass man noch anderen nachguckt, genauso wie man Balkone anguckt, Gemälde, Laub im Wind, alte Männer im Park, einen Unfall, in den ein alter Sportwagen verwickelt ist, nur anderen Frauen vielleicht ein bisschen mehr, weil man das nicht darf. Das Sanfte der Abendröte beruhigt mein rastloses Gemüt, das Warme des Flusses, in dem das andere Ufer durch die Gassen schimmert. Als ob sich der Himmel bewegt. Ich muss sie alle verstehen, und wenn ich sie verstanden habe, kann ich sie so sehen. Nicht, was ich weiß, macht mich verrückt, nur was ich nicht weiß und alle Filme, Bücher, Möglichkeiten, in denen es so ist, und Verbote und alle, die zusammensind, und nicht zusammengehören. Wenn sich im Internet zwei Obst in den Arsch stecken, steht da ab 18. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft warum? Das ist die Wahrheit, wenn sie nicht allzu hochwertig produziert ist. Anständige Menschen, die sich nach der Arbeit Bananen kaufen, um sie sich reinzustecken oder sich anzuschauen, wie sich die jemand reinsteckt. Dass in Filmen, Büchern, Liedern, auf Bildern, Verpackungen und Profilen, in der Werbung und der Bibel, den größten Museen der Welt überlebensgroße Menschen auf Postern sind, die die Wahrnehmung von Menschen in Echt bestimmen, obwohl das zu billigen Begriffen führt, mit denen wir uns die Welt erklären, erklärt keiner einer Achtzehnjährigen, die sich die Lippen spritzt oder die Titten macht. Entschuldigung es ist Kochsalzlösung mit einer Silikonhülle und es sind dann nur noch Titten und ich habe noch niemanden gehört, der dann nicht Titten sagt, also muss ich es schreiben. Es ist kein Unterschied zwischen Internet und Echt -man kennt es von Menschen, die man im Internet kennenlernt und in Echt trifft- es ist eine Lüge. Und mit dieser Lüge will ich nicht leben. Sie ergibt keinen Sinn. Möglichkeiten, die uns brauner machen, als wir sind. Jede Sau hat heute ein Instagram Profil und einen Therapeuten. Bei mir führt das dazu, dass ich mir aus Angst, alles viel zu phantastisch vorstelle. Ohne, dass man im Kalten aufs Taxi wartet und langsam nüchtern wird, ohne dass die Kellner scheiße sind und das Essen zu teuer, weil das Restaurant, in das man wollte, Dienstags dicht hat und sie dies und das nicht essen wollte und gar nicht trinkt; ohne dass die Kippen alle werde oder Pickel da sind und Türsteher, wo keine hingehören, ohne dass man beim Tanzen beobachtet wird und tanzt, aber so, dass man nichts genießt, weil man zeigen muss, wie gut […]