Menü

BYND

Konstantin Arnold

SNOOZE

Verglichen mit den heimatlichen Breitengraden betätige ich die Snoozetaste meines 20 Euro Telefons lediglich einmal, bevor ich 5.30 Uhr in den Tag starte. Um diese Uhrzeit beginnen sich die Sonnenstrahlen ihren Weg zu bahnen um den Horizont in ein kristallklares Blau zu verwandeln. Es sind bereits 22 Grad und der erste Weg geht vorbei an der Toilette heraus auf die hauseigene Dachterrasse, die einen ersten Blick über die morgendlichen Wellenbedingungen zulässt. Die Vorhersage und das Resultat lassen kein ausgiebiges Frühstück zu und so schwinge ich mich mit Surfbrett unter dem Arm und einer halben Banane im Mund auf mein Skateboard. Die Straße hinunter zum Strand ist steil und lang und manchmal etwas knifflig, wenn ich Barfuss vom Board springen muss, weil ich in der morgendlichen Aufregung mal wieder vergessen habe den Linksverkehr zu beachten. Man trifft um diese Uhrzeit bereits so viele Jogger, wie auf dem Campus der Deutschen Sporthochschule. Und ich bin nie der Erste im Wasser. So früh am Morgen ist es windstill und die Sonne ist noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, was einem die alltägliche Einbalsamierung erspart. Nach gut zwei Stunden im Wasser wird es allmählich Zeit sich den Pflichten zu widmen. Die Uni startet erst 11 Uhr, aber ich muss vorher noch eine Stunde unterrichten. Mein Arbeitsplatz befindet sich direkt 50m den Strand hinunter. Je nach Tide gebe ich hier für eine […]

SEX TEXT

Irgendwo an der Ostküste Australiens. Zwischen Sunshine Coast und Gold Coast gibt es mehr bestickerte Boards als in den Fotoalben von Kelly Slater. Eines davon ist individuell und semiprofessionell angesprüht. Komplett violett; lediglich für das JS Industries – Logo hat sie Platz gelassen. Keine große Surfcompany schickt ihr monatlich DHL Päckchen voller Etiketten und doch spricht im Moment der ganze Kontinent über die Powersurferin von der Sunshine Coast: Dimity Stoyle. Zu dem Zeitpunkt, als sie in 2013 ihr erstes 6 – Star Event gewann, war sie zehn Jahre jünger als Joel Parkinson, der in Newcastle, New South Wales, neben ihr das Podium schmückte. Sie ist auf einmal da! Ein Jahr zuvor hatte Billabong noch ihren Vertrag gekündigt, weil offiziell: finanzielle Engpässe lediglich ein äußerst selektives Sponsoring zulassen würden. An dieser Stelle hatten sich die seismographischen Konsumfühler der Surfindustrie getäuscht. Denn Dimity beweist, dass rohes Talent und Ehrgeiz mit Erfolg korrelieren können. Trotz der Unterstützung ihrer Eltern, die sie seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr fördern, muss sie vor und nach den Trainingseinheiten am HPC (Australian High Perfromance Center) im Surfshop ihres Vertrauens auf der anderen Seite der Kasse stehen und Produkte jener Firmen verkaufen, die kein Geld für ihr Talent aufbringen konnten. Fast in der Mittagspause gewinnt Stoyle darauffolgend die Trials für den Roxy Pro an der Gold Coast und qualifiziert sich somit für die ASP World Tour 2014. Ein ungefähr 30000 australische Dollar teures Vergnügen, denn in dieser Sphäre pendeln sich die alleinigen Reisekosten ein, die sie braucht, um sich während der Tour um die Welt, auf das Sportliche konzentrieren zu können. Hierzu bitte noch einen vollen Kühlschrank, den kosmopolitischsten Handyvertrag und eine Hand voll WQS Events (World Qualifying Series), um somit ihr Ranking und die Chance auf Preisgelder zu verbessern. Verunsichern lässt sich Stoyle dadurch nicht und macht klar, dass sie mit Leistungsdruck umgehen kann: „Profisurferin zu sein, ist der mit Abstand beste Lebensstil, wobei ich im Falle des Scheiterns auch nichts gegen ein ausgeglichenes Uni – Leben hätte! Ich habe einen Rookie – Status auf der Tour und muss keine Titel verteidigen, sondern kann mich […]

UNA PREGUNTA?

Es ist Kalt; ich habe die ganze Nacht gefroren. Trotz zwei heizenden Körpern und einer Vielzahl an Decken, schafft es die Kälte, sich einen Weg zu bahnen und die Wände unseres Iglozelts in Wasser zu tränken. Doch ich muss raus. Ich habe mir geschworen jeden Morgen surfen zu gehen. Draußen regnet es. Heute Nacht musste ich irgendein Tier verjagen. Meinen Freunden würde ich im Nachhinein am liebsten erzählen, dass es ein wilder Bär gewesen ist. Doch ich denke es war ein streunender Hund mit ordentlichem Kohldampf. Ich bleibe liegen. Später beschließen wir unser Zeltlager abzubauen, um dem nordspanischen Regen zu entkommen. Ganzjährig sammeln sich die Wolken in den mächtigen Gebirgszügen der Picos de Europa. Ab Juni wechseln sie sich mit 34 Grad Sonne ab, was den Nährboden der milchgrünen Landschaft bildet. Wir geben Gas. Starten das Pur-Album zum 94 Mal und sind optimistisch. Da ich mich gestern in kopfhohen Wellen vor der Küste von Valdes austoben konnte, versuche ich heute eine Ecke anzusteuern, die der Surferfahrung meiner halbspanischen Begleitung entgegenkommt. Sie macht sich äußerst gut auf dem neuen 7’2er aus den Hossegor-Soorts. Aber das habe ich nicht anders erwartet. Im normalen Leben vollführt sie Spagate, Drehungen und Handstände auf galoppierenden Pferden. Ich spekuliere auf einen abgelegenen Secret – Spot in der Nähe von Ferrol. Er ist im Stormrider als äußerst konsistent bei großen Swells aus […]

8000 KILOMETER

Ein Surftrip stellt normalerweise eine willkommene Ablenkung zum tristen Leistungsleben dar. Ein Artikel über einen Surftrip jedoch, ist erstens einer von 1000 und erzählt zweitens doch irgendwie immer die gleichen Geschichten. Perfekte Wellen hier, gutes Essen da und böse Locals (Strandeigentümer) überall. Doch was ist, wenn man einen Artikel schreibt, dessen Surfgarn abseits der bekannten Hotspots gespannt wird. Die Rede ist von Nordspanien (außer Mundaka versteht sich). Genauer gesagt von Galizien. Dem Landesabschnitt Nord/Westspaniens, in dem Mythen und Sagen das Bewusstsein der Menschen noch so sehr prägen, wie es Apple und Prada bei Uns übernommen haben. Fragt sich an dieser Stelle nur was besser ist?Na ja, Galizien birgt mit all seinen Kontrasten auf jeden Fall einen Flecken Erde, der es gebürtigen Pauschaltouristen unmöglich macht, auf ihre Kosten zu kommen. Die Küste ist steinig und steil. Immer wieder hat es der Ozean jedoch geschafft einen Strand in die Landschaft zu fräsen. Es gibt unzählige ungesurfte Spots, deren Schönheit sich nicht Jedem zu zeigen vermag. Man braucht nur Geduld, etwas Zeit eine Menge Sprit mehr als gute Begleitung. Dann wird es auf jeden Fall ein Surftrip der  unverwechselbaren Sorte. Manchmal ist man jedoch etwas einsam, wenn es vor Offshore (Wind des Segens) regnet und eine Rechte (Wellenrichtung) wie auf Replay, Kopfhoch die Sandbank entlang bricht. Ich war zuletzt mit Auto und Zelt unterwegs. Das bietet sich an, weil ja bekanntermaßen die Reise das Ziel ist. Man düst durch die Bizkaia, Kantabrien und das milchgrüne Asturien. Wildcampen ist auf jeden Fall die billigste Variante, jedoch mit etwas Risiko verbunden. In Galizien gibt es noch wilde Bären und die Guardia Cevil, die, hat man den Anschein, doch […]

ZOO