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BYND

Konstantin Arnold

ATTRAKTION

Und dann lädt der Touristendampfer uns für zehn Dollar auf dieser Insel ab. Es ist ein Ticket ohne Rückfahrkarte, weil die letzte Fähre schon vier Uhr ablegt. Jetzt ist es kurz vor eins und wir haben eine gute Stunde Fußmarsch vor uns. Sagt zumindest der Mann mit der Kapitänsmütze, der sich gerade einen vier Jahre alten Malibu aus der Minibar nimmt. Ein paar Chinesen fotografieren von Board und verstehen die westliche Welt nicht mehr, als wir mit ein paar Süßwasserkanistern eine Insel ohne Sehenswürdigkeit betreten. Hier wachsen Wälder ohne Wanderwege, die den Schauergeschichten der Festlandbewohner etwas Glaubwürdigkeit entgegenbringen. Dichter Pinienwald grenzt unfranzösisch an tiefblaues Wasser und die dazwischenliegenden Sandstrände. Mario hat einen Kompass und wir beginnen zu laufen, während sich die Mittagssonne langsam unter unsere deutsche Haut brennt. Das Betreten des Waldes ist verboten und nicht einmal auf die eigene Gefahr beschränkt. Ein paar erzählen von Fallen, die von eifrigen Cannabisbauern unsichtbar im Gestrüpp verteilt wurden, um Surfer davon abzuhalten durch das Dickicht abzukürzen. Andere von Wildschweinen, die groß genug sind, um vorm Lagefeuer für Aufmerksamkeit zu sorgen. Zu Letzt wäre da noch die Küstenwache, die unsere Feiertagsexpedition in übermäßige Länge ziehen könnte. Doch wir erliegen dem Reiz des Verbotenen und folgen schwitzend im Schatten der Pinienbäum bewachsenen Zeichen der Zivilisation. Bis zwei Uhr müssen wir an die Nordwestseite der Insel gelangen, um ozeanische Schönheiten anzutreffen, die sich nur bei niedriger Tide zeigen. Mario ist Barfuß und überquert scharfe Steine und Dornenbüsche wie ein Spartaner, schafft es aus Stolz aber nicht nach den Sandalen zu fragen, die Pippa in ihrem Rucksack mit sich herumträgt. Nach einer guten Stunde müssten wir den Wald eigentlich schon längt verlassen haben. Alle bleiben cool und lassen sich Gedanken natureller Orientierungslosigkeit nicht anmerken. Mein abwechslungsreiches […]

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