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BYND

Konstantin Arnold

GRANTLER

Endlich ein neues Notizbuch begonnen. Feierlich mit schwarzem Tee und ohne Zucker. Ohne Anrede, weil Notizbücher natürlich nicht persönlich angesprochen werden wollen. Ein neues Kapitel, das mit Bauarbeitern und Bifana in einer Mittagspause beginnt. Irgendwo im Nirgendwo. Im waldbrandgefährdeten Nirwana. An einem Ort, der wahrscheinlich noch nie rote Flipflops gesehen hat. An dem man keine Liebesschnulzen und Ritterfilme guckt oder es zumindest nicht zugibt. An dem man keine Flüge nach Paris bucht, um im Dezember mal Mantel zu tragen und auch keinen silbernen Opel Corsa kauft, der 1985 gebaut wurde. Ich für meinen Teil hatte keinen Grund, das nicht zu tun, weil sich Uhren mittlerweile von alleine umstellen und man zu weit fahren muss, um endlich wieder Geld zu wechseln. Weil man Wiener Würstchen ohne Probleme in Frankfurt und Frankfurter nur mit einem Bier in Wien runter bekommt. Reisen ist eben auch nicht mehr das, was es niemals war. “- Heute also rein gar nichts erlebt. Nichts Neues. Irgendwie auch schön”. Zuhause auf Straßen, über die ich schon gestern geschrieben habe. Auf die endlich aber einmal etwas Regen fällt. Zu spät in Bars, aus denen wir schon oft getorkelt sind, einander angeschaut und dann nach Feuer gefragt haben. Nur, dass wir uns diesmal sogar wiedersehen. Wie im Liebesfilm. Kosmische Fügung oder Dank der Zigaretten. Rauchen schadet deiner Gesundheit und macht dein gesellschaftliches Leben zur blühenden Blumenwiese. Ob als Dessert, Pause oder rettender Anker, wenn dir deine Beschäftigungen ausgehen. Die Frauen, die wir getroffen, die Gespräche, die wir geführt und die Chefs, die wir mit Du ansprechen, waren jeden Sargnagel wert. Nur nicht zur Guillotine von Routine werden lassen! Kann man jeden Zug eigentlich nicht, oder gerade wegen dieses schlechten Gewissens erst wirklich genießen? Will man im Leben mögen oder nur gemocht werden? Amboss oder Hammer sein? Immer nur die gleiche Haarfarbe küssen? Ein und dasselbe! In Lissabon wohnen, bis der Arzt kommt! Weil Morgen doch so unsicher ist und Gestern eine ganze Menge Ehrfurcht erfordert. So wie verfallene Häuser von Cascais bis Parede. Sommerarchitektur, die unter die Haut geht, wenn es ab November die portugiesische Sonne nicht mehr schafft. Bewohnt von schlecht gelaunten Töchtern mit reichem Erbe, bezahlten Brüsten und vollgetankten Mini Coopern. So traurig, wie Wohlergehen eben sein kann und der personifizierte Wunsch das Aschenputtel unter […]