KLARTEXT
Gerade habe ich dieses Ladekabel gesucht, das ich eigentlich nicht brauche. Genauso wenig wie dieses Iphone, das selbst bei fünfzehn Prozent noch für zwei ausdauernde Stunden heimatlichen Telefonsex zu haben wäre. So viel Ausdauer steht mir auf Festnetz leider nicht zur Verfügung, auch wenn ich im Moment mit Guthaben um mich werfen könnte. Es fehlen der Reiz und die Gesprächspartner, weil Neuseeland mit Abstand das wohl uninteressanteste Kollektiv Frau auf einer Insel vereint, die für ukrainische Beziehungsprobleme und Bratwurst mit Senf kein Verständnis hat. Anstelle politischer Schocknachrichten, gibt es kurz nach acht Gastfreundlichkeit und interpersonelle Kommunikation, sofern der Hunger spontane Gesprächspausen zulässt. Meistens kenne ich nur einen Bruchteil, der um mich herum versammelten Personen, die mit ernsthaftem Interesse ihr Besteck beiseitelegen, um Antworten einzufordern, die ein deutscher Visatourist bereits viertausend anderen Interessierten geben musste. Eigentlich rede ich gerne über meine 24 jährige Biografie und ihre Eckdaten, jedoch nicht bei triefender Nase und nicht vorhandenem Fieber. Weil Mario mir am Vorabend angetrunken den Traum langer Haare genommen hatte, trage ich eine Wollmütze im Frühling und fange noch vor dem Hauptgang an zu schwitzen. Es gibt selbstgefangenen Fisch und eine Debatte darüber, warum ich meine mit Rechtschreibfehlern versehenen Schreibversuche nicht endlich ins Englische bringe. Schreiben tut gut. Auf eine einsame Art und Weise verliert man sich in einer Unterhaltung mit sich selber. Die innere Stimme wird lauter und erzählt einem Dinge, die man natürlich schon selber wusste. Jedoch in Times New Roman und herzlich zusammengefasst auf ein digitales Blatt Papier, das mich davor bewahrt, kurz nach neun ins Bett zu gehen. Aufkommende Erkältungssymptome […]
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