GETRIEBEN
Eigentlich wollten wir kurz vor sechs los. Doch kurz vor eins hatte es geklopft. Zehn neuseeländische Argumente und kaltes Bier bringen mich dazu, dem Freitagabend dann doch die Beschäftigung zu bieten, die er verdient. Fast jeder ist ziemlich betrunken. Irgendein Italiener macht den DJ und bringt mich dazu ein paar meiner allmorgendlichen Lieblingslieder nun mit abendlicher Feierlichkeit zu assoziieren. Bis vier fallen drei Gläser und fünf Flaschen Bier auf unseren trendigen Betonboden, die einem am Morgen danach helfen können, Erlebtes zu rekonstruieren. Viele der Partygäste verteilen sich auf das Repertoire an Sofas. Auf dem Weg durch das Szenario nehme ich keine Rücksicht und mache mir den Wohl lautesten Kaffee meines Lebens. Gegen Zehn fahren wir los. Ich und zwei deutsche Backpacker. Sie sind zu Besuch und bringen mich dazu touristische Attraktionen zu bewundern, die ich mir alleine nicht anschauen würde. Die Rede ist von natürlicher Architektur und all dem was zwischen den Orten passiert, an denen man andere um ein Foto bittet, nur um zu sagen been there done that. Bevor es losgeht checke ich noch einmal den Swell, der mich stark an die neuseeländische Version von Hercules erinnert. Die Klippe erlaubt es den Point und Raglans einzigem Beachbreak, punktuell die gleiche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Ich frage mich, wann ich das letzte Mal zum Horizont anstelle der Brandung geschaut habe. Ohne eine Antwort fahren wir über Straßen, die keine Straßen sind. Wir atmen klare Winterluft und sind fasziniert, wie gut dieses abgefahrene Pink Floyd Album, die Szenerie unterstreicht. Alle 200 Meter kommt ein Ort, an dem man vierzehn Tage Urlaub machen könnte. Die Varietät reicht von missbrauchten Urlaubsmotiven bis hin zu natürlicher Einzigartigkeit. Und das nicht einmal hundert Kilometer südlich des Ortes, an dem ich die meiste Zeit damit verbringe nicht weiter als bis zur ersten Sandbank zu blicken. Zwischen gewaltigen Bergmonumenten erzählt Marcel, wie er vor einigen Wochen Wildschweine mit Maoris jagte und vom Lionsrock. Zwischen unendlichen Hochplateaus erzählt Julia, wie sie eine Packung Kekse nach Neuseeland schmuggelte und vom Ayers Rock. Nach drei Stunden auf denen ich froh war nur Beifahrer zu sein, erreichen wir einen Ort, der nicht unser Ziel war. Wir laufen über schwarzen Sand und zählen die wilden Pferde. Vorbei an einer Farm voller engagierter Wachhunde steigen wir auf einen Berg, um uns Überblick […]
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