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BYND

Konstantin Arnold

KAJAL

KAJAL

Es war immer schön mit Bildern von Malern, die uns besuchten und eins daließen in die Vencedora zu gehen, um es Rahmen zu lassen und nicht zu sagen, dass alles okay ist, wenn es das nicht war, weil man gestritten hatte und wieder wütend aus dem Haus ging. An solchen Tagen wusste ich nie, was ich tun sollte und ging gerne dahin und sprach mit einer Frau, die man im Viertel Candy, die Rahmenmacherin nannte. Bis man sich irgendwo ansehen konnte, wie das Straßenlicht anging. Wir sprachen über alles und die Wut und auch ein bisschen über die Rahmen, dumme bürgerliche Klischees, was richtig wäre und falsch, und das heute viel richtiges falsch ist. Candy meinte, es wäre immer einfach, gute Zeiten mit jemandem zu verbringen, aber schwer in den schlechten, obwohl die sehr wertvoll sind. Schlechte Zeiten könnte man nur mit sehr guten Menschen verbringen. Wir sollten aufhören, das Leben in solche und solche Zeiten zu unterteilen, Wein und keinen Wein, manchmal ist es okay, einfach nur okay zu sein. An solchen Tagen überließ man es besser der Stadt. Einem brennenden Ozean in der Sonne und den Blumen, die nachts ohne Farben blühen. Und so machte ich mich, an solchen Tagen und an anderen, wenn sich der Markt vor unserem Haus leerte und man den Platz wieder sehen konnte, erst beim Antiquar vorbei, um zu sehen, ob er ein neues altes Buch über Lissabon dahatte. Es waren jetzt nur noch wenige Leute da, die gearbeitet hatten und an rotweißkarierten Tischen unter den Bäumen saßen. Mit ihnen und dem Antiquar führte man einfache Gespräche und es waren immer die besten und einfachsten nach einem Tag Arbeit. Ich hatte gerade etwas Geld und es war ein gutes Gefühl, sich was kaufen zu können, wenn man sich was leisten konnte und nicht nur wenn nicht. Eine Flasche Roten für alle, ein altes Buch über Lissabon, eine Zeitung, um zu wissen wann dann die Welt untergeht, Marlboros, und später eine Tasca, in der man essen konnte und der Tag war grenzenlos. Alle kleinen und großen Stunden. Ich zog mich schick an und ging durch die Straßen, zur Feier des Lebens, wie Candy gesagt hatte. Durch meinen Anzug und die Stadt und den Maler hatte ich gelernt, alles, was ich bin, in mein Tun zu legen. Von allen meisten vielleicht doch von ihr, aber sie zählte nicht, weil sie gerade nicht mit mir redete oder ich nicht mit ihr. Mein Telefon ließ ich lieber daheim. Alles schlimme, was jetzt noch passieren konnte, passierte am Telefon, weil es nie was mit dem zu tun hatte, was man gerade sah, tat oder sagte. So war das Heute nun mal, und solange die letzte dicke Oma nicht dünn geworden ist und der letzte alte Mann noch nichts Besseres zu tun hat, als herumzusitzen, hielt ich das auch aus und ging weiter, am Markt vorbei und die Blumenverkäuferin rief und ich sagte nein, danke, heute wäre kein guter Tag für Blumen. Sie fragte warum denn und gab mir Beziehungsratschläge und sagte das gleiche, was auch Inder sagte, bei dem ich meine Zigaretten kaufte, nur dass er es am Beispiel eines fahrenden Autos festmachte, das nicht mehr rollt, weil ein Rad nicht dreht. Mit diesen Leuten konnte man gut reden, weil man nicht darauf achten musste, was man sagte und ob es stimmte und die ganze Wahrheit war, wie mit gewissen gemeinsamen Freunden. In der Tendinha am Rossio machte ich dann erstmal Pause. Stand am Tresen, trank ein Glas, aß frittiertes Seehechtfilet mit Brot und sprach mit Senhor Alfredo über was anderes. Ich hatte mir bis hier her meistens so viele Meinung angehört, dass ich selbst gar keine mehr hatte. Außerdem fand ich den Inder immer etwas extrem, indem was er sagte, vor allem wenn Ramadan war, so wie gerade und die Tage lang. Er durfte nichts, bis die Sonne weg war, und dann durfte er auch nicht alles und […]