LAKAI
Endlich einen Flug verpasst. Endlich meinen Mietwagen zu spät abgegeben und endlich mal einen Gegenstand von persönlichem Wert ohne jegliche Spur verloren. Ich weiß, dass mein Seniorentelefon mit Sicherheit zwischen den Felsen vor Nazaré liegt und sich portugiesische Pornodarstellerinnen den Hintereingang für eine erfolgreiche Karriere bleichen lassen. Ich weiß, dass ich eigentlich für Felipe Toledo gekommen bin und seit der Geburt seines Sohnes bezahlten Urlaub und sonnige 28 Grad auf der Dachterrasse eines überteuerten Hotels genießen muss. Ohne zu wissen, wo wir anfangen sollen, kann ich mit Sicherheit sagen, wo es aufgehört hat. Irgendwann kurz nach Mitternacht auf der Aftershowparty anlässlich eines verfrühten Weltmeistertitels ohne den Weltmeister. Dafür mit einem schlafenden Conner Coffin und dem aus allen Ecken des Landes importierten Maximum weiblicher Promotion-Führsorge. Natürlich bin ich auf das Zwinkern einer dunkelblonden Promoterin a. D. hineingefallen und musste im Nachhinein beobachten, wie sie mit jemand anderem genau den Gin Tonic trinkt, den ich Gott sei Dank nicht selbst bezahlen musste. Die Macht der Armbändchen ist ungebrochen. Sie entscheidet auf solchen Veranstaltungen über Oberflächlichkeit und Inhalt. Ehrfurcht und Missachtung. Belegte Brötchen oder portugiesische Rinderroulade in Rotweinsoße. Sie unterteilt Menschen in Klassen und gibt Leuten mit kleinen Pimmeln die Möglichkeit vom Balkon des VIP Zeltes auf die normalen Strandbesucher zu aschen. Ein Surfcontest wie jeder andere. Außer, dass Kelly Slater Bart trägt und es sich für John Florence endlich ausgezahlt hat, jeden Abend 19.45 Uhr im Bett zu liegen. Die brasilianische Surfers Producerin, mit der wir uns in Jeffreys Bay durch die leer stehenden Strandhäuser des frühen Ausscheidens gefeiert haben, ist auch wieder da. Deswegen sitze ich gerade mit der WSL Chefetage in einem Shuttle Bus zu einer Filmpremiere, nach der es angeblich auch Abendbrot geben soll. Deswegen führe ich kurz vor dem Viertelfinale temperamentvolle Streitgespräche im diskreten Dunstkreis des kompletten Jeep Leader Boards. Ohne brasilianische Beziehungsprobleme ist es schon schwer genug im Athletenbereich so zu tun, als würde man abgekühlt und gelassen genau hier hin gehören. Jetzt bloß nicht auffallen. Mit Diktiergerät, Notizbuch und einem silbernen Koffer voller Kameras aus den 80’ern überhaupt kein Problem. Genauso wenig wie auf einer Mercedes Benz Media Party ein funktionierendes Feuerzeug zu finden. Jedenfalls, wenn es um die Vorstellung eines neuen Big Wave Films geht und die meisten Anwesenden in der Lage sind, für eine ganze Zigarettenlänge die Luft anzuhalten. Oder für […]